Was, tatsächlich schon Dezember? Höchste Zeit für den Jahresbericht des Amtes für Kultur und Denkmalschutz (2017). Meinen sehr persönlichen Text über die Wiedereröffnung des Kulturpalastes kann man hier nachlesen.
Der Anfang ging (ungekürzt) so:
„Bin ich ein paar Tage in einer fremden Stadt, besuche ich oft und gern eine öffentliche Bibliothek. Auch wenn man die Landessprache nicht spricht: eine Ecke oder Etage mit dicken Fotografiebänden findet sich immer… Und das Gebäude selber natürlich, ein Ort, der viel aussagt über die Wertschätzung von Kultur, über den Stellenwert des öffentlichen Stadtlebens.
Ich erinnere mich an das Harold Washington Library Center in Chicago mit seinen ausufernd wuchtigen Akroterien, die geradewegs einem Batman-Film zu entstammen scheinen. An die Bibliothek in Kasan (Tatarstan) mit ihren verstaubten Zettelkatalogen und einem knarzend vorsintflutlichen, zu Sowjetzeiten bestimmt hochmodernen Rohrpostsystem. Die Prager Stadtbibliothek, unweit des Zentrums, mit einer monumentalen Bücherskulptur im Foyer, „Des Lesens kein Ende“… Das neue Gebäude der täglich (!) um achttausend Neuzugänge anwachsenden British Library, das, 1998
eröffnet, bereits unter Denkmalschutz steht: die Maurer seien angewiesen worden, jeden Ziegel so lange zu drehen, bis seine runden Haarrisse wie eine Schale oder ein Lächeln aussehen, verrät mir ein Bibliothekar – tatsächlich, stimmt. Oder die kleine Dorfbibliothek in Andalusien, in der unsere Söhne, offenbar die einzigen Nutzer des Tages (der Woche?), vom spanisch sprechenden Bibliothekar unter Zuhilfenahme von Händen und Füßen zum Astronomie-Regal geführt und dort ausführlich beraten werden…
Im Gegenzug nehme ich Dresden-Besucher aus China, Japan oder Amerika seit letztem Jahr, wann immer es geht, in den Kulturpalast mit; wir fläzen uns genüsslich in die Sitzkissen und genießen die Aussicht auf den Altmarkt, hören uns durch die neueste Philharmonie-Einspielung, schlürfen eine Gurkenlimonade in der „Palastecke“. Ein Jahr ist der Kulturpalast jetzt wieder offen, und ist wie von selbst zum Zentrum des kulturellen Stadtlebens geworden. Neben den touristischen Aushängeschildern, der Oper oder der Frauenkirche, ist er für „seine“ Dresdner da. Jeden Tag, offen und freundlich. Und erst sein Herzstück: der neue Konzertsaal…“